Allgemeine Anschlussbezeichnungen an Druckluftventilen im Kraftfahrzeug

Ohne Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit

Hinweise zur Vervollständigung und Korrektur werden gerne berücksichtigt


Zurück zu Technisches Archiv


Druckluftventile und ihre Anschlussbezeichnungen.


Was nützt die beste Verrohrung wenn die Anschlussbezeichnungen an den Druckluftbauteilen nicht zugeordnet werden können . Die Normen hierzu lassen den Herstellern leider einigen Spielraum aber die grundsätzlichen Funktionen sind Herstellerübergreifend weitestgehend Gleich . Grundsätzlich muss man aber zwischen Buchstabenbezeichnungen bei älteren Baugruppen und den Zahlenbezeichnungen neueren Datums unterscheiden . 

Die Bedeutung der alten Buchstabenkennzeichnungen hängt auch von der Bestimmung des Bauteiles und vom jeweiligen Hersteller ab . Nachfolgend zunächst mal weitgehend allgemein zur Verwendung kommende Bezeichnungen und ihre Bedeutung .



Luftpresser  :

S = Saugseite , D = Druckseite

Reifenfüllflasche :

L = Luftpresser , D = Druckregler

Druckregler :

L = Luftpresser , V = Vorratsbehälter

Motorwagenbremsventil :

T = Bremszylinder , D = Vorratsbehälter

Anhängerbremsventil ( Einleitungsbauart im Motorwagen ) :

A = Anhänger , V = Vorratsbehälter, Z = Motorwagenbremszylinder

Lastzugbremsventil :

M = Motorwagenbremszylinder , VM = Vorratsbehälter , A = Anhänger

Steuerventil mit Bremskraftregler ( Anhänger ) :

D = Kupplungsschlauch , Z = Bremszylinder , B = Behälter

Überströmventil :

V = Vorkammerbehälter , H = Hauptluftbehälter




Die Zahlenkennzeichnungen der jüngeren Zeit bestehen aus ein- oder zweistelligen Zahlen


Erste Ziffer :


0 = Ansauganschluss

1 = Energiezufluss

2 = Energieabfluss ( nicht Atmosphäre )

3 = Anschluss für Atmosphäre ( Entlüftung )

4 = Steueranschluss ( Steuereingang am entsprechenden Gerät )

5 = Normfrei

6 = Normfrei

7 = Frostschutzmittelanschluss


Für Kompressor :

8 = Schmierölanschluss

9 = Kühlmittelanschluss


Zweite Ziffer :

Wenn mehrere Anschlüsse mit ähnlicher Funktion vorhanden sind Z.B. bei mehrkreisigen

Ventilen so wird der ersten Ziffer eine zweite zugeordnet . Die Vergabe der zweiten Ziffer ist weitgehend dem Hersteller überlassen . Meist wird aber von 1 beginnend Lückenlos  aufsteigend vergeben


Z.B. wenn an einem Motorwagenbremsventil die Zahlen 21 u 22 zu finden sind so ist 21 aufgrund der 2 in der ersten Stelle ein Energieabfluss . Da es sich um ein Bremsventil handelt  ist es ein Anschluss zu den Bremszylindern . In diesem Fall steht die 1 in der zweiten Stelle für Bremskreis 1 . Bei 22 handelt es sich also um Bremskreis 2 womit auch erkennbar ist das man ein Zweikreisbremsventil vor sich hat .

Ähnlich verhält es sich bei mehreren Steueranschlüssen Z.B. 41 , 42 , und so weiter .

Die erste Ziffer besagt also die Funktion des Anschlusses abhängig von der Bestimmung des Ventils .

Jedoch gab es auch abweichende Bedeutungen z.B. 12 als Energieabfluss bei älteren Anhängersteuerventilen 


Ausgenommen sind folgende fest vergebene Zahlen !


71 = Frostschutzmittelzufluss

72 = Frostschutzmittelabfluss

81 = Schmierölzufluss

82 = Schmierölabfluss

91 = Kühlmittelzufluss

92 = Kühlmittelabfluss


Wenn ein Anschluss verschiedene Funktionen erfüllt so ist er mit zwei ersten Ziffern gekennzeichnet die durch einen Bindestrich getrennt sind .


Hier einige Beispiele die bei ´´Moderneren´´ Anlagen z.B. aus den 70er u. 80er Jahren häufig vorkommen .


Druckregler mit 3 Anschlüssen + Reifenfüllanschluss

1 = Energiezufluss vom Luftpresser

1 – 2 = Reifenfüllanschluss (Verwendung zum Reifenfüllen = Energieabfluss also 2 , Verwendung zum Fremdfüllen der eigenen Anlage = Energiezufluss also 1 )

21 = Energieabfluss 1 daher die 1 an zweiter Stelle (In diesem Fall Richtung Kessel)

22 = Energieabfluss 2 daher die 2 an zweiter Stelle (Schaltanschluss z.B. Impulssteuerung für Frostschutzpumpe , Lufttrockner oder Ölspaltfilterbetätigung )


Achtung !!! : Bei Verwendung des Reifenfüllanschlusses zum Fremdfüllen der eigenen Anlage darf der Füllschlauch nicht ganz auf den Schraubstutzen niedergeschraubt werden da sonst kein Durchgang zum Kessel vorhanden ist . Gilt auch für ältere Druckregler mit Zwei Anschlüssen .   

Tipp : den Schlauch ganz Niederschrauben und dann 1 Umdrehung zurück .


Lufttrockner

1 = Energiezufluss vom Druckregler

3 = Entlüftung ( Elektrisch Beheizt )

4 = Steuereingang vom Schaltanschluss 22 am Druckregler

21 = Energieabfluss 1 Richtung Vorratskessel ( Vierkreisschutzventil )

22 = Energieabfluss 2 Richtung Regenerationsluftkessel

Bei eingeschaltetem Druckregler ist der Schaltanschluss 4 drucklos und die Luft strömt vom Anschluss 1 durch die Trocknerpatrone über Anschluss 21 zum Vorratskessel.

Über Anschluss 22 wird der Regenerationskessel befüllt

Bei ausgeschaltetem Druckregler wird Anschluss 4 mit druck beaufschlagt und der Lufttrockner wird auf Regeneration umgeschaltet .

1 u. 21 sind nun Drucklos. Über Anschluss 22 Strömt nun bereits Getrocknete Luft aus dem Regenerationskessel mittels einer Drossel gebremst durch die Trocknerpatrone rückwärts über die Entlüftung ins Freie wodurch das Kondensat ausgeblasen wird .

Damit die Entlüftung bei Frost nicht einfriert wird sie Elektrisch beheizt .


Vierkreisschutzventil

1 = Energiezufluss

21 = Energieabfluss zu Bremskreis 1

22 = Energieabfluss zu Bremskreis 2

23 = Anhänger und Feststellbremse

24 = Nebenverbraucher


Zweikreis-Betriebsbremsventil

11 = Druckluftvorratskreis 1

12 = Druckluftvorratskreis 2

21 = Betriebsbremskreis 1 ( Hinterachse Motorwagen )

22 = Betriebsbremskreis 2 ( Vorderachse Motorwagen + Anhängersteuerung )

3 = Entlüftung

4 = Steueranschluss vom Ausgang des Bremskraftreglers kommend (nur bei Integriertem Druckverhältnisventil)


Wenn das Fahrzeug eine Lastabhängige Bremsanlage besitzt so wird der Bremsdruck zur Hinterachse ( von Anschluss 21 vom Betriebsbremsventil kommend ) über einen automatischen lastabhängigen Bremskraftregler (ALB) dem Ladezustand des Fahrzeugs angepasst .

Bei leerem Fahrzeug wird der Druck entsprechend vermindert an die Bremszylinder weiter geleitet . Bei voll beladenem Fahrzeug wird der Druck unvermindert weitergegeben .

Bei Teilbeladung wird der Druck entsprechend angepasst .

Der Beladungszustand wird vom Bremskraftregler bei Stahlgefederten Fahrzeugen über die Einfederung zwischen Rahmen und Achse ermittelt .

Handelt es sich um eine Luftfederung so wird der Druck im inneren der Federbälge zur Ermittlung der Ladung verwendet .

Der Bremsdruck der Vorderachse wird von einem Druckverhältnisventil ( früher Last-Leerventil ) Geregelt .

Dieses Ventil ermittelt die Differenz zwischen dem Druck vor und hinter dem lastabhängigen Bremskraftregler . Je Größer die Differenz (je kleiner die Belastung der Hinterachse) umso stärker vermindert das Druckverhältnisventil den von Anschluss 22 des Betriebsbremsventils kommenden Druck zu den Bremszylindern .

Bei Vollaststellung ist keine Differenz vorhanden also leitet das Druckverhältnisventil den ankommenden Druck unvermindert zu den Zylindern .


Hat das Zweikreis-Betriebsbremsventil einen weiteren Anschluss mit der Zahl 4 so handelt es sich um eine Ausführung mit bereits integriertem Druckverhältnisventil.      




Relaisventil

1 = Energiezufluss vom Vorratskessel

2 = Energieabfluss zum Bremszylinder

4 = Steueranschluss


Wenn große Druckluftmengen schnell Be. u. Entlüftet werden müssen z.B. bei Dreiachsigen Fahrzeugen so setzt man in der nähe der Hinterachse einen Zusatzkessel und ein Relaisventil .

So braucht nur eine in kleinerem Durchmesser gehaltene Steuerleitung die Distanz zwischen Trittplattenbremsventil und Relaisventil überbrücken .

Das Relaisventil verwendet nun die Luft des Zusatzkessels für die Bremszylinder und verkürzt so die Be. u. Entlüftungswege  und somit die Zeit .

Für die zweite Hinterachse wird meist noch ein Schnellentlüfterventil verbaut um dafür zu sorgen das beide Achsen gleichzeitig lösen .


Zweikreis-Anhängersteuerventil heutiger Bauart

11 = Energiezufluss vom Vorratskessel

21 = Energieabfluss zum Kupplungskopf Vorrat

22 = Energieabfluss zur Steuerleitung Anhänger

41 = Steueranschluss Bremskreis 1 vom Motorwagen ( druckansteigend )

42 = Steueranschluss Bremskreis 2 vom Motorwagen ( druckansteigend )

43 = Steueranschluss Feststellbremsventil ( druckabfallend )


Zweikreis-Anhängersteuerventil mit Zahlenkennzeichnung älterer Bauart

11 = Energiezufluss vom Vorratskessel

12 = Bei Anschlussschema Lkw Energiezufluss vom 2. Anschluss am Kupplungskopf Vorrat ( Bei Ventilversion ohne Anschluss 21 wird 12 zum Energieabfluss zum Kupplungskopf Vorrat ). 

21 = Energieabfluss zum Kupplungskopf Vorrat (nur vorhanden bei Ventilen für Anschlussschema Lkw)

22 = Energieabfluss zur Steuerleitung Anhänger

41 = Steueranschluss Bremskreis 1 vom Motorwagen ( druckansteigend )

42 = Steueranschluss Bremskreis 2 vom Motorwagen ( druckansteigend )

43 = Steueranschluss Feststellbremsventil ( druckabfallend )


Früher wurde das Ventil für die Anhängerbremse im Motorwagen Anhängerbremsventil und das entsprechende Gegenstück im Anhänger Anhängersteuerventil genannt .

Vor geraumer Zeit wurde das jedoch geändert so das heute mit Anhängerbremsventil das Ventil im Anhänger gemeint ist und das Steuerventil im Motorwagen zu finden ist .

Das führt von Zeit zu Zeit zu Irritationen .

Heutige Zweikreisanhängersteuerventile besitzen für gewöhnlich 6 Anschlüsse .

Jedoch gab es bis ende der 70er Jahre zwei Anschlussarten der Zweileitungsanhängerbremse im Motorwagen .

Man unterschied die sogenannte Lkw-Schaltung und die Sattelzugmaschinen-Schaltung .

Letztere hat sich bis heute durchgesetzt .

Bei der Lkw-Schaltung der zuletzt gebauten Version besitzt das Anhängersteuerventil einen 7. Anschluss mit der Zahl 21 .

Handelt es sich, wie heute üblich um eine Sattelzugmaschinen-Schaltung so wird die Anhängervorratsluft nicht am Kessel sondern am Steuerventil abgegriffen .An heutigen Steuerventilen am Anschluss 21 . Bei den älteren Versionen ist es der Anschluss 12 .

Grund hierfür ist die Hilfs o. Notbremsfunktion des Steuerventils .

Wenn der Steuerschlauch zum Anhänger reißt so entweicht bei einer Bremsung Luft .Je stärker die Bremsung um so größer die entweichende Menge . Daraufhin setzt im Steuerventil die Abrisssicherung ein, welche für einen von der Stärke der Bremsung abhängigen Druckabfall am Anschluss 21 ( 12 ) und somit in der Vorratsleitung zum Anhänger sorgt .

Auf diesen Druckabfall reagiert das Anhängerbremsventil wiederum mit einer Bremsung des Anhängers und zwar entsprechend der Höhe des Druckabfalls . Dadurch ist der Anhänger selbst bei Steuerleitungsbruch noch bedingt kontrolliert Bremsfähig .

Wenn der Motorwagen eine Lkw-Schaltung besitzt so ist ein Anhängersteuerventil mit 7 und ein Vorratskupplungskopf mit 2 Anschlüssen montiert . Bei einem Anhängersteuerventil mit 7 Anschlüssen wird wie bei oben stehender Schaltung auch hier der Vorratsdruck am Anschluss 21 entnommen und zum Kupplungskopf Vorrat geleitet . Der 2. Anschluss des Kupplungskopfes wird mit druck beaufschlagt sobald ein Schlauch angekuppelt und das Ventil des Kopfes geöffnet ist .

Nun wird der druck des 2. Anschlusses zum Anschluss 12 am Anhängersteuerventil zurück geleitet . Erst wenn an diesem Anschluss Druck ansteht können am Anschluss 22 Bremsimpulse Richtung Anhängersteuerleitung ausgegeben werden . Daher braucht in diesem Fall der Steuerleitungskopf am Motorwagen kein eigenes Schließventil zu besitzen .